Motoröl – Was beim Kauf wirklich entscheidend ist
Das Angebot ist schier unüberschaubar, die Preisgestaltung ebenfalls. Zwischen 5,99 Euro als Supermarkt-Sonderangebot für den Liter Motoröl der Klassifizierung 15W-40 bis hin zum Hightech-Schmierstoff für 15 bis 20 Euro bei derselben Menge findet sich so ziemlich jeder Preis. Es gibt klassische Mineralöle, synthetische Schmierstoffe, Leichtlauf- oder Longlife-Öle. „Und dass es sich laut Werbeversprechen stets um ein besonders empfehlenswertes Produkt handelt, versteht sich von selbst“, schmunzelt Marktkenner Matthias Strixner von TÜV SÜD. Für ihn als Fachmann zählt nur eins: „Welche Ölsorte für den Motor vorgeschrieben ist, beziehungsweise die Mindestanforderungen des Herstellers erfüllt, steht in der Betriebsanleitung. Ist das Öl vom Fahrzeughersteller freigegeben, kann man getrost zur günstigsten Dose greifen.“
„Die Motorenhersteller testen die unterschiedlichen Öle speziell entsprechend den eigenen Motorkonzepten, um die Erfüllung der spezifischen Anforderungen zu gewährleisten“, erläutert der TÜV SÜD-Fachmann den Hintergrund seiner Empfehlung. Daher weisen Motoröle neben den üblichen Spezifikationen wie etwa der Viskosität auch Herstellerfreigaben auf. Die sind üblicherweise auf der Produktbeschreibung des Ölbehälters vermerkt, beispielsweise VW 507 00, Mercedes-Benz 229.51 oder BMW Longlife-04. Vorsicht Falle: „Die Freigabe muss ausdrücklich vermerkt sein, ein Hinweis auf die jeweilige Herstellernorm reicht nicht“, erläutert Strixner. Gerade PS-starke Turbodieselmotoren mit Partikelfiltern, also die klassische Motorisierung von Vielfahrer-Autos und Geschäftswagen, stellen hohe Anforderungen ans Motoröl. „Um Garantieansprüche nicht zu verlieren, sollte man sich an diese Richtlinien halten“, legt Strixner Autofahrern ans Herz, „aber auch jenseits der Garantie empfiehlt es sich, die Freigaben konsequent zu beachten, dann ist man immer auf der sicheren Seite.“
Moderne Motoröle basieren in ihrer Zusammensetzung und Leistungsfähigkeit auf unterschiedlichen Grundölen und -mischungen. Zusätzlich werden Additive eingesetzt, die durch chemische und physikalische Wirkung die Öl-Eigenschaften verbessern. „Je nach Hersteller liegt dabei die Betonung mal auf motorischer Höchstleistung oder etwa auf geringerem Kraftstoffverbrauch“, erläutert Strixner zwei grundsätzliche Trends. Als Faustformel gilt, je höher der Anteil der Additive im Motoröl, desto höher die Qualität – und der Preis.
Das zweite wichtige Kaufkriterium für die Wahl des richtigen Öls ist dessen Viskosität. Sie definiert das Fließverhalten einer Flüssigkeit. Zäh wie Honig oder dünn wie Wasser sind Beispiele für hohe oder niedrige Viskosität. Mehrbereichsöle müssen beides können, um über einen weiten Temperaturbereich die erforderliche Schmierung sicherstellen. Dabei steht die von der Ingenieursvereinigung SAE festgelegte „0“ für die niedrigste Temperatur, die „40“ für den in hiesigen Breiten höchsten Wert. „W“ bedeutet Wintereignung. Ein vollsynthetisches 0W-40-Öl ist bis rund minus 35 Grad Celsius pumpfähig und sorgt für eine möglichst schnelle Schmierung bei einem Kaltstart. „Mit der Herstellerfreigabe hat dieser Wert allerdings nichts zu tun“, betont der TÜV SÜD-Fachmann.
Egal, wie viel Technologie inzwischen im Öl steckt: Zwei Dinge haben sich nicht geändert. Motoren verbrauchen Öl und der Schmierstoff hält nicht ewig. „Er muss verschleißbedingt regelmäßig gewechselt werden“, erinnert Strixner. Deshalb sollte man den festgelegten Intervallen in der Betriebsanleitung oder individuellen Service-Hinweisen im Display moderner Autos folgen.
Schnäppchenjägern, die für kommende Ölwechsel günstig einkaufen wollen, gibt der Fachmann zu bedenken: „Motoröl ist gewöhnlich bis zu fünf Jahren haltbar, wenn das Gebinde ungeöffnet sowie kühl und trocken gelagert wird.“ Moderne synthetische Öle enthalten allerdings Additive, die sich allmählich zersetzen. Unter Umständen entsprechen diese Öle dann nicht mehr den Voraussetzungen der Herstellerfreigabe. „Ist die Motorölflasche bereits geöffnet, sinkt die Haltbarkeit des Öls auf maximal ein Jahr“, warnt der TÜV SÜD-Fachmann.