TÜV SÜD: Herausforderungen der Homologation von Fahrzeugen gemeinsam angehen
Typgenehmigungen für Fahrzeuge stellen immer höhere Anforderungen bei gleichzeitiger Zunahme an Komplexität. Experten für die Homologation sind auf regen Austausch untereinander und mit Behörden angewiesen. Mit der „Fachtagung Homologation“ bietet TÜV SÜD seit zwölf Jahren ein Forum für den Austausch zu Neuerungen im Bereich Typzulassung von Fahrzeugen. Wie sehr Information und Diskussion dort notwendig und geschätzt sind, zeigt die Teilnehmerzahl. Nahezu 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen Ende November zum Veranstaltungsforum Fürstenfeld – ein neuer Rekord.
In seiner Eröffnungsrede beschrieb Stefan Merkl, Head of Mobility Industry bei TÜV SÜD, die Situation, mit der die Experten im Rahmen der Homologation konfrontiert sind: „Die Automobilindustrie befindet sich in einem Wandel, welcher durch Technologie, verändertes Kundenverhalten und verschärfte Regulierung geprägt ist.“ Das liege beispielsweise an Innovationen, dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und der Verkehrswende hin zur Elektromobilität. „Bisher haben wir viel über Abgas diskutiert; Nun geht es oft um Themen wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, neue Technologien wie autonomes Fahren oder neue Antriebskonzepte wie Elektromobilität“, so Merkl. Es werde immer wichtiger, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und so der Komplexität zu begegnen.
Weniger Abgas, mehr Software
Das Thema Abgas verliert nicht an Bedeutung, es wird jedoch komplexer und strikter. Es kommen neue Anforderungen hinzu. Dies zeigten die Vorträge zur geplanten Norm Euro 7. Darin war überwiegend von nicht motorischen Emissionen die Rede. Die nun geplante Begrenzung des Abriebs von Bremsen und Reifen bedingt bei Fahrzeugherstellern und Technischen Diensten wie TÜV SÜD neue Messverfahren, die diskutiert wurden. Generell wurde betont, dass im Zusammenhang mit Euro 7 noch viele Fragen offen seien. Dazu gehört die Forderung nach einer Dauerhaltbarkeit von bis zu 15 Jahren für Komponenten, was besonders bei Batterien als herausfordernd bezeichnet wurde.
Immer größere Bedeutung bekommt im Zeitalter des Software-basierten Fahrzeugs die Cybersicherheit. Dazu gibt es Vorschriften, beispielsweise in der General Safety Regulation (GSR2). Sie halten jedoch nicht immer mit der rasanten technischen Entwicklung und anderen Vorschriftenwerken Schritt, berichtete Patryk Dudek vom Kraftfahrt-Bundesamt.
Ein anderer Trend, die Elektromobilität, erzeugt ebenfalls neue Anforderungen. So erläuterte Michael Winter von TÜV SÜD, wie Traktionsbatterien zu prüfen und homologieren seien. Vorgabe der Global Technical Regulation (GTR) sei, dass den Insassen bei gefährlichen Zuständen der Batterie fünf Minuten Zeit zum Verlassen des Fahrzeugs bleiben müsse. Eine entsprechende Warnung sei vorgesehen.
Neue Fahrzeugklasse U
Bei jeder Fachtagung zur Homologation spielen Sonderfahrzeuge und Arbeitsmaschinen eine bedeutende Rolle. Und seit 30 Jahren hofft die Community der Experten auf EU-weite Regelungen für die so genannte Non Road Mobile Machinery (NRMM), also mobile Arbeitsmaschinen. Christian Krumbein-Schulze von der TÜV Technische Überwachung Hessen trug die gute Nachricht vor: Eine in der gesamten Union gültige Verordnung steht kurz vor der Verabschiedung. Sie wird eine Vielzahl von Einzelvorschriften der Mitgliedsländer ersetzen. Gleichzeitig schafft sie eine neue Fahrzeugklasse namens U.
Es ist davon auszugehen, dass auch bei solchen Fahrzeugen die Elektrifizierung Fahrt aufnimmt. Ein Vortrag beschäftigte sich zudem mit dem Ersatz von Verbrennungsmotoren in anderen Anwendungen bis hin zu Kettensägen oder Bootsantrieben. Von über 200 verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten für E-Antriebe statt Verbrennern berichtete Christoph Heidt vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg in seinem Vortrag.