Vom Regen in die Traufe – Nasse Straßen sind eine unterschätzte Gefahr
Nasse Straßen sind eine immer wieder unterschätzte Gefahr. Wenn der Fahrer geborgen im klimatisierten Auto sitzt, während draußen die ersten Tropfen fallen, entsteht oft ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Auch wenn der Eindruck etwas anderes sagt, man sollte sein Fahrverhalten unverzüglich den veränderten Fahrbedingungen anpassen. „Regen bedeutet grundsätzlich erhöhte Unfallgefahr. Vor allem auf kurvenreichen Strecken kann eine nicht-angepasste Fahrweise fatale Folgen haben“, gibt Marcellus Kaup von TÜV SÜD zu bedenken.
Wer mit seinem Fahrzeug bei Starkregen unterwegs ist und sich überfluteten Straßenabschnitten nähert, sollte unbedingt anhalten, am besten wenden. Ist das nicht möglich, abwarten, bis das Wasser von allein sinkt oder die Feuerwehr mit dem Abpumpen fertig ist.
„Das gilt ebenfalls für Elektroautos“, so Kaup. Anders als ein Verbrennermotor benötigt ein E-Motor zwar keine Luft für seine Arbeit. Batterie und Motor im Fahrzeug sind gemäß vorgeschriebener Schutzklassen geschützt. Gleichwohl sollte man Wasser meiden, denn sollte es bei eindringendem Wasser zu lokalen Kurzschlüssen in den Hochvolt-Komponenten kommen, würden diese automatisch abgeschaltet. Weiterfahren ist dann nicht mehr möglich.
Bei Regen wird die Fahrbahn rutschiger. Der Bremsweg verlängert, die Sicht verschlechtert sich. „Vorrausschauendes Fahren mit angepasster Geschwindigkeit und größtmögliche Abstände schaffen ebenso Sicherheit in solchen Situationen wie weiches und sanftes Lenken sowie ein gefühlvoller Umgang mit Bremse und Gas“, empfiehlt der TÜV SÜD-Experte.
Immer wieder erliegen nach seinen Erfahrungen Autofahrer einem fatalen Irrtum: „Bei Aquaplaning helfen elektronische Assistenzsysteme wie ESP und ABS praktisch gar nichts, denn in solchen Fällen reduziert sich der Grip der Reifen auf Werte von Glatteis, mithin gegen null. Ohne eine Mindestgriffigkeit der Pneu können aber die Assistenzsysteme ihre stabilisierende Wirkung nicht ausspielen.“ Werden Straßen plötzlich nass, heißt es als erstes, den Abstand zu den anderen Fahrzeugen zu vergrößern. Dazu aber auf keinen Fall scharf bremsen, langsam vom Gas gehen. Das gilt besonders auf Autobahnen. Vor allem wichtig: den Verkehr beobachten – speziell den Rückwärtigen – und Ruhe bewahren.
Heftige Lenkbewegungen sowie starkes Beschleunigen vergrößern die Aquaplaning- wie Rutschgefahr. Vor Kurven sollte deshalb auf jeden Fall die Geschwindigkeit reduziert und gleichmäßig hinein sowie wieder hinaus gelenkt werden. Schwimmen die Räder trotzdem auf, verlieren die Haftung, heißt es, Kupplung treten, damit das Fahrzeug an Tempo verliert. Bei Automatikfahrzeugen zum Leerlauf (Position N) wechseln. Kaup: „Bei Aquaplaning nicht bremsen und niemals hektisch lenken.“ Übrigens: Dass Allradler gegen Aquaplaning gefeit sind, ist ein weitverbreiteter Stammtischglaube.
Das Aquaplaning-Risiko lässt sich reduzieren, wenn man die Fahrbahn sorgsam beobachtet. Aufschwimmen droht, wenn die Fahrstreifen vorausfahrender Fahrzeuge schnell wieder verschwinden oder sich Rinnen oder Pfützen bilden. Weitere Warnhinweise sind ein schwammiges Gefühl im Lenkrad oder kurzes Durchdrehen der Antriebsräder beim Überfahren von Fahrbahnmarkierungen, beispielsweise bei der Auffahrt auf die Autobahn. Erhöhtes Aquaplaning-Risiko besteht zudem auf ausgefahrenen Fahrbahnen und in Senken.