Vorher prüfen

26. Oktober 2023

Winter- statt Sommerreifen, der jährliche Wechsel steht an. „Autobesitzer, die sparen und die Umrüstung in Eigenregie machen wollen, sollten dabei einige technische Besonderheiten und Empfehlungen beachten“, rät Thomas Salzinger von TÜV SÜD. Bevor Radschlüssel und Wagenheber zum Einsatz kommen, empfiehlt es sich, die Pneus einer peniblen Sichtprüfung zu unterziehen, auf Beschädigungen, Profiltiefe und Alter achten. „Bei Winter- oder Ganzjahresreifen sollten noch mindestens vier Millimeter Profiltiefe vorhanden sein, sonst wird es kritisch bei Nässe, Schnee oder Schneematsch“, warnt der TÜV SÜD-Fachmann.


Grundsätzlich gehören die Reifen mit dem höheren Restprofil an die Hinterachse. Denn sie hält das Auto insbesondere in Kurven und bei Aquaplaning auf Kurs und kann einem unkontrollierbaren Schleudern entgegenwirken. „Rein rechtlich gesehen, darf man vier Reifen verschiedener Hersteller und mit unterschiedlichen Profiltiefen montieren“, weiß Salzinger, „aber das ist alles andere als ratsam“. Vorgeschrieben ist lediglich ein mindestens 1,6 Millimeter tiefes Restprofil, besser allerdings sind eben mindestens vier Millimeter zum Start in die Wintersaison.

Optimalerweise sollten alle Reifen vom gleichen Modell sein und eine ähnliche Profiltiefe aufweisen. „Zumindest achsweise sollten Modell und Verschleiß identisch sein“, empfiehlt der Fachmann von TÜV SÜD. Im Alltag und bei normaler Fahrt sind unterschiedliche Profiltiefen zwar nicht von großem Belang, wohl aber in Extremsituationen, wie bei abrupten Ausweichmanövern oder wenn eine Vollbremsung nötig wird. Unterschiedliche Profiltiefen können in solchen Grenzbereichen schnell zu einem unkontrollierbaren Fahrverhalten führen.

Je älter die Reifen sind, desto sorgfältiger muss die optische und haptische Überprüfung ausfallen. Sind bereits Risse erkennbar oder fühlt sich die Reifenoberfläche spröde und hart an, dann ist es Zeit, die Gummis gegen neue auszutauschen, selbst wenn das Profil noch nicht das gesetzliche Minimum erreicht hat. Das Reifenalter, genauer das Produktionsdatum, kann man an der DOT-Kennzeichnung (Department of Transportation/amerikanische Verkehrsbehörde) ablesen. Diese ist auf einer der Reifenseitenwände eingeprägt und endet mit einer oval eingefassten, vierstelligen Zahlenkombination. Dabei geben die ersten beiden Ziffern die Produktionswoche, die letzten beiden Ziffern das Produktionsjahr an. Die Ziffer 3617 würde demzufolge bedeuten, dass der Reifen in der 36. Kalenderwoche im Jahr 2017 hergestellt wurde.

„Besitzt der Wagen ein Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS), kann beim Wechsel auf neue Räder ein Anlernen erforderlich sein, sowohl bei direkt messenden Systemen mit Sensoren im Rad als auch bei indirektem RDKS. Sind jedoch die richtigen Sensoren verbaut und der korrekte Luftdruck eingestellt, dann stellt dies in der Regel kein Hindernis dar. Wie es genau geht, findet sich im Fahrzeughandbuch. Dort ist überdies aufgeführt, mit welchem Anzugsmoment die Radschrauben festgezogen werden. „Dazu benötigt man einen Drehmomentschlüssel“, rät der Fachmann, „denn zieht man die Schrauben zu stark an, können Gewinde, Felgen oder Radmuttern beschädigt werden. Außerdem stehen die Schrauben dann stark unter Spannung und können brechen“. Sitzen sie hingegen zu locker, können sich die Räder während der Fahrt lösen. „Deswegen zum Festziehen unbedingt einen Drehmomentschlüssel nutzen und – das wird erfahrungsgemäß oft vernachlässigt - nach etwa 50 Kilometern sollten die Radmuttern sicherheitshalber nachgezogen werden.